Riezlern im Kleinwalsertal (AT) 2014
Von Riezlern (A) zur Schwarzwasserhütte, zur Widdersteinhütte, zur Rappensee Hütte, zur Kemptner Hütte, zum Edmund-Probst-Haus und zurück nach Riezlern.Nach einem Jahr des projektbedingten Pausierens sollte es endlich wieder so weit sein - wir machen eine Bergtour. Vorab lud ich die Kollegen Frank und Marc zu einem kleinen Bergmeeting in den Schwarzwald ein. Auf einer gemütlichen Berghütte nahe Oberried, der Erlenbacher Hütte, trafen wir uns und diskutierten mögliche Touren. Schnell war der Favorit der 2014er Tour beschlossen, wir wollten die kleine Verwallrunde nahe St. Anton am Arlberg absolvieren. Aufgrund von noch ausstehenden Projekten entschieden wir uns für die letzte September Woche. Zuvor wollten wir auch unsere restlichen Kollegen fragen, ob Interesse besteht mitzugehen.
Nachdem Mitte September feststand, dass keine weiteren Kollegen Interesse hatten, machte sich Frank daran, die Hütten zu reservieren. Doch dann der Schreck, die Darmstädter Hütte schließt am 20.September, genau die Hütte, die in der Mitte der fünftägigen Tour liegen würde. So mussten wir uns drei Tage vor dem Start der Tour ein neues Ziel wählen. Zum Glück konnte das schnell gefunden werden. 2009 konnten wir im Kleinwalsertal nicht alle Hütten abklappern. Nun wollten wir die Tour zu Ende bringen.
Der Weg sollte uns über Riezlern (A) zur Schwarzwasserhütte, zur Widdersteinhütte, zur Rappensee Hütte, zur Kemptner Hütte, zum Edmund-Probst-Haus und zurück nach Riezlern führen. Angereist wurde am Samstag. Nach einer Übernachtung in der Pension Haberstock ging es am Sonntag, den 21.September, los.
Nach einer geruhsamen Nacht fuhren wir von unserer Unterkunft aus zum Ausgangspunkt unserer Tour - zur Talstation des Hohen Ifen. Neben der Auenhütte in 1273 Meter Höhe parkten wir unsere Fahrzeuge und rüsteten uns für die nächsten Tage. Das Abstellen der Fahrzeuge kostete hier (Stand September 2014) pro Tag 6 Euro. Wenn man weniger Tage den Platz in Anspruch nimmt, bekommt man die restlichen schon gezahlten Tage zurückerstattet.
Gegen 9 Uhr starteten wir unsere Bergtour 2014. Im leichten Regen gingen wir zu Fuß zur Bergstation der Hohen Ifen Bergbahn. Langsam ging es zunächst voran, wie bei jeder vorhergehenden Tour musste man sich erst an das Gewicht des Rucksacks gewöhnen. Aber nach 150 Höhenmetern ein erster Lichtblick: Der Himmel riss auf und die ersten Sonnenstrahlen begrüßten uns. So wurde auch gleich der Regenschutz wieder im Rucksack verstaut und es ging im sommerlichen Outfit weiter. Langsam kamen wir dem steil bergauf führenden, geteerten Weg voran. Nach einer guten Stunde Fußweg sahen wir die Bergstation des Hohen Ifen durch die Bäume schimmernd. Dort legten wir erst einmal eine kleine Vesper ein. Bei Almdudler und Strudel konnten wir gemütlich relaxen und weiteren Weg nochmal durchsprechen.
Nach ein paar kleinen Feinjustierungen und dem letzten Schliff der Ausrüstung ging es nun weiter in Richtung Gipfel. In Serpentinen schlängelten wir uns dem Berg hinauf, anfangs noch über einen steinigen schmalen Weg, später über einen lehmigen Bergpfad. Der Boden war durch die Regenfälle der Vortage recht schmierig. So war der Aufstieg entsprechend anstrengend.
Nach guten zweieinhalb Stunden erreichte ich als Erster die Ifenmulde. Ab hier ging es über eine Schotter- und Geröll-Piste zum Bergeinstieg. Nach etwa 60 Höhenmetern erreichte ich die Ostflanke des Hohen Ifen. An dieser Stelle ging es an einem Drahtseil geführt dem Berg hinauf. Die Passage ließ sich erstaunlich gut laufen, meiner Meinung nach nicht nur hoch, sondern auch gut herunter. Der Aufstieg endet nach etwa 15 Minuten auf dem Plateau des Hohen Ifen. Hier wartete ich auf meine Kollegen und genoss die Aussicht. Nachdem meine Kollegen einzeln eintrudelten, suchten wir gemeinsam eine windgeschützte Kuhle und machten eine kleine Pause. Wanderer vom Berggipfel, die uns beim Aufstieg entgegenkamen, sagten, dass es oben noch zugiger sei als hier.
Jetzt ging es über Geröll, Lehm und Fels hinauf zum Gipfel. Wir brauchten gute 40 Minuten für die 200 Höhenmeter und waren froh, als wir das Gipfelkreuz auf 2230 Höhenmetern erreichten. Die Aussicht war genial, teilweise brachen die Wolken auf und der blaue Himmel erhellte uns den so feucht begonnenen Tag. Während wir die Schönheit der Landschaft genossen und Fotos von der Umgebung machten, zogen von fern die ersten dunklen Wolken auf. So entschlossen wir uns nach 20 Minuten, in Richtung Schwarzwasserhütte abzusteigen.
Über den Eugen-Köhler-Weg ging es nun bergab. Steil war der Weg, der sich weniger dem Berg herab schlängelte, sondern uns schnell und steil nach unten führte. Derweil wurde der Wind immer stärker und der Himmel zog sich immer weiter zu. Nach etwa 300 Höhenmetern über den kleinen lehmigen Bergpfad ging es nun über einen etwa 100 Meter langen diagonal über die Felsflanke führenden Leiterparcours. In den Fels getriebene Eisen und ein Zentimeter dickes Drahtseil sicherten den Weg nach unten. Glücklicherweise war der Fels trocken und der Abstieg dauerte so nur wenige Minuten. Nach dem Drahtseilakt, ging es nun gemächlich über einen Felsenbergpfad in Richtung Ifersguntalp. Die Alp liegt auf 1750 Höhenmetern und bietet im Sommer dem Senner Schutz. Heute gab sie uns etwas Schutz. Auf der Ostseite der Hütte stand glücklicherweise eine Bank, an der wir uns erst einmal valutierten und vor dem langsam beginnenden Regen schützen konnten. Schon nach wenigen Minuten goss es wie aus Kübeln und so kampierten wir erst einmal. Nach telefonischer Information über den weiteren Wetterverlauf warteten wir etwa 20 Minuten, bis das Gröbste des Tiefs durchgezogen war und starteten wieder in Richtung Schwarzwasserhütte. Der Weg zur Hütte verlief durch sandige Kieferhaine, kleine Bäche und jede Menge Schlammlagen.
Nach etwa 30 Minuten war es geschafft: Wir hatten die Schwarzwasserhütte auf 1620 Höhenmetern erreicht. Nach einer kurzen Einweisung des Hüttenwirtes in unser Quartier ging es erst einmal ins Jägerstübchen. Bei einem Maß Russ hieß es nun entspannen.
Die Schwarzwasserhütte war zu dieser Zeit nur spärlich besucht, so dass wir das Glück hatten, ein Vierbettzimmer zu bekommen. Das Zimmer war klein, zwei Doppelstockbetten, ein Schrank und ein kleiner Tisch füllten die acht Quadratmeter. Da die Hütte vom DAV unterstützt wird, sind die Preise relativ moderat. Mitglieder zahlen 16 Euro für die Übernachtung im Zimmer und nochmal 8 Euro für ein kräftiges und recht üppiges Frühstück.
Nach einer erholsamen Bettruhe von sage und schreibe neun Stunden ging es nach dem besagten reichlichen Frühstück weiter dem Berg hinauf. Unser nächstes Ziel war die Widdersteinhütte, die wir ursprünglich über die Obere Derra-Alp erreichen wollten. Nach kurzer Rücksprache mit dem Hüttenwirt war eine Querung aber nicht möglich, da dieser Weg schon länger nicht gepflegt wird. So blieb uns zunächst nur der Abstieg in die Ortschaft Baad übrig, um von dort wieder hinauf zum Widderstein zu gehen.
So ging es im leichten Regen weiter, zunächst zur 230 Meter höher gelegenen Ochsenkopf Scharte. Langsam ging es im Regen voran. Der Regen peitschte die ehedem schon geschunden Knochen dem Berg hinauf. Oben auf 1850 Höhenmetern war es zugig. Wolken schoben sich über die Scharte und der Wind machte es sehr ungemütlich. So brauchte es nicht viel Entscheidungskraft, den direkten Weg zur Starzelalpe und dann nach Baad zu nehmen. Langsam hörte es auf zu regnen. Gefüllte Bäche schossen links und rechts den Berghängen herab. Auf lehmigen, aber gut ausgebauten Bergwegen ging es hinunter ins Tal. Langsam besserte sich das Wetter und mit dem Abzug der Wolken konnten wir die ersten weisen Bergspitzen sehen. Offenbar hatte es über Nacht auf über 2500 Höhenmetern. Dies war uns jedoch egal. Wir genossen die Sonne und den leichten Abstieg nach Baad.
Nach etwa zwei Stunden Gehzeit war es geschafft. Am Fuße des Bärenkopfs sahen wir im Sonnenlicht die kleine beschauliche Ortschaft Baad. Gleich im ersten Café auf der linken Seite, dem Starzelhaus, machten wir erst einmal Vesper. Bei Kaffee, Cappuccino mit Sahne (Lieber Frank), Käsekuchen und Gebabbel mit dem Wirt stärkten wir uns, während sich das Wetter nach und nach besserte. Nach einer guten halben Stunde ging es weiter. Nach weiteren zehn Minuten waren wir im Tal. Nach der Querung des Ortskerns machten wir uns wieder aufwärts in Richtung Widderstein.
Zunächst ging es knapp drei Kilometer einem gut ausgebauten Forstweg hinauf zur Bergunthütte. Von hier führte uns dann ein breiter Wanderpfad gemütlich bis zum Ende des Bergunttals. Nachdem das letzte Gatter durchschritten war, ging es wieder in Serpentinen den Berg hinauf. Klein und schmal war der Weg, der sich steil den Berg hinaufschlängelt. Schnell konnte ich wieder einen großen Vorsprung zu meinen „Verfolgern“ ausbauen. Während ich versuchte, schnell dem bescheidenen Teil der Tagestour hinter mich zu bekommen, gingen es meine Kollegen etwas lockerer an und ließen sich zurückfallen.
So machte ich mich alleine den Berg hinauf. Der Weg war steil und von losem Geröll überzogen. Schier endlos zog sich der Weg dem Berg hinauf. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit schien ich das Gröbste geschafft zu habe. Von Weiten erkannte ich den Hochalppass, über den ich im vergangenen Jahr (auf der Fahrt nach Boden 2013) schon gegangen war. Nun lief ich über kleine Wanderwege an der südlichen Bergflanke des Widdersteins weiter. Es ging kaum noch hoch, eigentlich nur noch gerade aus. Mit einem Ziel in der Ferne: der Widdersteinhütte. Der Weg war meistens gut begehbar. An einigen kleinen Stellen war er jedoch durch den Regen stark aufgeweicht. Wenn man sich ruhig im Gelände bewegte, hatte man dich Chance, die scheuen Murmeltiere vor die Linse zu bekommen.
Nach vier Stunden erreichte ich es als Erster die Widdersteinhütte und sicherte mir das gelbe Trikot in der Bergwertung. Nachdem ich unsere Gruppe angemeldet hatte, bestellte ich gleich einmal einem echt teuren Weizen für 4,40 Euro. Während ich mein Weizen genoss, die Weiten des Widdersteins in Bilder einfing, kamen auch langsam die Kollegen zur Hütte. Ihnen waren die Anstrengungen der Tour ins Gesicht geschrieben. Aber glücklich waren wir, gemeinsam die Hütte erreicht zu haben. Während sich die Kollegen geschwind in die Hütte verzogen, genoss ich alleine die Weite und Abgeschiedenheit des Widdersteins.
Die Widdersteinhütte ist eine private Berghütte im Lechquellen Gebirge. Auf 2009 Höhenmetern bietet die Hütte verschiedene Matratzenlager an. Wir hatten Glück und konnten in einem der drei Matratzenlager gemeinsam nächtigen. Eine Übernachtung mit Frühstück kostet 30 Euro. Geduscht werden kann nicht, dafür wird sich mit Quellwasser am Trog gewaschen. Die Preise sind für Hütten dieser Region recht hoch, aber dies ist auch verständlich, da der einzig direkte Weg zur Hütte der Materiallift ist. Nach einem deftigen Essen und jede Menge Weizen zogen wir uns zurück und suchten im Matratzenlager unsere Ruhe.
Nach einer sehr kurzen und unruhigen Nacht ging es um 7Uhr auf. Als Erster im Matratzenlager hat man meist am meisten Platz. Draußen hatte es über Nacht geschneit. Auf den Biergarnituren lagen etwa vier Zentimeter Schnee. Es war so kalt, dass sogar der Wassertank für die Toilettenanlage eingefroren war. Nach der Morgentoilette und einem guten Frühstück rüsteten wir uns für die nächste Etappe. Der Übergang zur Rappensee Hütte sollte für uns einmal mehr eine harte Tour werden. Schon 2009 auf dem Weg von der Fidererpasshütte hatten wir fast zehn Stunden mit dem Weg verbracht. Aber nichts destotrotz, der Weg ist das Ziel und die Hütte die Belohnung.
Bei einem herrlichen spätsommerlichen Sonnenaufgang starteten wir in Richtung Rappensee. Der Weg war teilweise überfroren und verschneit. Pfützen wurden zu Eisflächen und die Gräser am Wegesrand waren von einer Schneedecke bedeckt. Die Luft war klar und keine Wolke war zu sehen. Es schien ein perfekter Tag zu werden.
Der Weg führte über einen Kamm in Richtung Gehren. Nur stellenweise musste man sich anstrengen und kleinere Vorsprünge erklimmen. Nach etwa einer dreiviertel Stunde machte ich die erste Tierbeobachtung des Tages. Eine Herde Gämsen von etwa 25 Tieren weidete etwa 150 Meter von unserer Position an den Hängen des Widdersteins. Schnell zückten wir die Kameras und dokumentierten diese seltene Begegnung. Während unseres Überganges nach Gehren kreuzten uns noch einige kleinere Gruppen von Gämsen unseren Weg. Mit zunehmender Sonne wurde es auch wieder angenehm warm, so dass man auf Sommer umschalten konnte. Nach einer weiteren guten Stunde erreichten wir die Koblachhütte auf 2020 Höhenmetern. Hier am Fuße des Gehrner Berg machten wir erst einmal Vesper und stärkten uns.
Immer mehr wich der Schnee den Sonnenstrahlen und herrlich grüne Wiesen machten sich wieder breit. Leider wurde dadurch auch wieder der Weg etwas schmierig und lehmig. Was vor einigen Stunden noch gefroren und gut begehbar war, war nun wieder rutschig. Über den oberen Haldenwanger ging es hinüber zum Gehrner Berg. Von nun an ging es im Wechselbad der Länder in Richtung Rappensee. Der Weg führt uns nun auf der Landesgrenze Deutschland / Österreich zur Rappensee Hütte. Der Weg war stellenweise nur zum Teil markiert. Im dichten Kieferhain kann es dadurch schnell passieren, dass man den falschen Weg nimmt und die Orientierung verliert. Doch dank Garmin-Navigation war dies nicht so schnell möglich.
Es dauerte gute zwei Stunden, bis wir an einer alt bekannten Stelle von einer vergangenen Tour aus dem Kieferhain herauskamen. Es war ein Rastpunkt, den wir 2009 bereits aufgesucht hatten, als wir in Richtung Rappensee unterwegs waren. Während wir rasteten, verfolgten wir von der Bank aus andere Wanderer, die den Weg nahmen, den auch wir gleich nehmen wollten. Nur spekulierten wir, wie der Weg verlaufen wird und wie anstrengend es wohl sein wird. Doch keiner konnte sich so recht erinnern, wie der Weg verläuft. Nach einem kräftigen Schluck aus der Wasserflasche ging es weiter. Zunächst ging es wieder durch einen Kieferhain in Richtung Biberalpe.
Langsam konnte ich mich wieder an den Weg entsinnen, während ich mich unter Anstrengung dem Weg hinaufkämpfte. Leider meinte es der Tag zu Gut mit uns und so drückte die Sonne wieder einmal mehr von oben. Nach einer guten Stunde war der Kieferhain geschafft und die Biberalpe zeigte ihre ganze Pracht. Erstaunlich viele Wanderer kreuzten nun unsere Wege. Ich war mal wieder allein unterwegs. Meine Kollegen liefen etwa 30 Minuten hinter mir. Kurz vor dem Ende der Biberalpe machte ich an einem kleinen Felsen erst einmal Rast in der Hoffnung, dass meine Kollegen nachkommen. Dies war leider nicht der Fall.
Denn das, was nun kam, war mir bereits bewusst: der Abstieg über den Mutzentobel. Der Mutzentobel ist eine tiefe Schlucht, in der sich im Frühjahr Schmelzwasser und Eis den Weg ins Tal bahnen. Die Hänge des Mutzentobel sind lehmig und stellenweise recht rutschig. In den Mutzentobel kommt man nur geführt am Drahtseil, also alles, was man sich so am Berg vorstellen kann. Noch während ich mir Gedanken über den Weg machte, stand ich schon im Flussbett und suchte den Weg heraus aus dem Tal. Schnell bemerkte ich, dass der Weg im Gegensatz zu 2009 verändert wurde. Etwa 20 Meter des Weges fehlten. Nach einer guten Stunde war es geschafft, ich hatte diese belastende Passage hinter mir. Die folgende Passage war mir bekannt, aber auch vor ihr hatte ich etwas Bammel.
Nun ging es langsam von 1770 Höhenmetern hinauf zur Rappensee Hütte auf 2091 Höhenmeter. Etwa eine Stunde hatte ich für diesen Tourenabschnitt eingeplant. Meine Wasserressourcen waren fast alle aufgebraucht und ich selber war schon fast am Ende meiner Kräfte. Also biss ich die Zähne zusammen und machte mich auf den etwa 2,5 Kilometer Weg in Richtung Hütte. Langsam ging es über den kleinen felsigen Weg den Berg hinauf. Immer mit der Gewissheit, dass der Kammvorsprung das Ende der Tagesetappe sein wird. Während ich immer wieder zurückschaute, um gegebenenfalls meine Kollegen zu erspähen, war ich auch schon oben.
Ausgepowert aber überglücklich erreichte ich die Hütte. Zunächst befreite ich mich von meinem Rucksack und den schweren Bergstiefeln. Dann zog es mich zum Tresen hin, wo ich die Kollegen und mich anmeldete und zu gleich drei Maß Spezi orderte. Samt Spezi machte ich mich dann zwischen den Massen auf der Terrasse der Hütte breit. Anmeldung und Zimmerreservierung ist immer zur vollen Stunde an der Rezeption. Das Highlight der Hütte ist ohne Zweifel die Aussicht auf eine heiße Dusche für 2,50 Euro / 3 Minuten.
Nach etwa 30 Minuten erreichte Marc die Hütte. Auch er war komplett kaputt und freute sich schon auf sein Spezi. Auf Frank mussten wir noch einmal zirka 20 Minuten warten, bis auch er sich mit einer spritzigen Spezi stärken konnte. Während sich die Kollegen stärkten, machte ich unser Zimmer klar - ein Sechs-Bett-Zimmer mit Aussicht auf den Rappensee sollte es diese Nacht sein. Zunächst waren nur wir drei im Zimmer, später folgten ein toleranter Bergsolist und ein weniger robustes Bergsteigerpaar. Das weniger robustere Paar zog zu Beginn der Nacht aus dem Zimmer aus. Denn ich hatte einen sehr intensiven (sprich: lauten) Schlaf, dem das Pärchen nicht gewachsen war.
Die Rappensee Hütte bietet 189 Plätze in Matratzenlagern und 115 Betten in verschiedenen Zimmern Platz. Eine Übernachtung im Zimmer kostet für DAV-Mitglieder 14 Euro, das Frühstück wird separat früh abgerechnet und kostet je nach Größe um die 8 Euro.
Nach dem Frühstück und jeder Menger Selfies machten wir uns gegen 8 Uhr auf den Weg ins Tal. Ein Übergang zur Kemptner Hütte war uns leider verwehrt geblieben. Einerseits war ein jeder von uns gesundheitlich etwas angeschlagen. Außerdem war der Heilbronner Höhenweg stark vereist und verschneit. So entschieden wir uns für den Abstieg ins Tal mit einer weiteren Übernachtung im Habererhof. Zunächst ging es über steinige und später lehmige Wege dem Tal entgegen. Nach etwa anderthalb Stunden erreichten wir die Enzianhütte. Hier machten wir wieder einmal eine erholsame Vesper, bei frischer Buttermilch mit Johannisbeeren konnten wir dem Senner beim Schafehüten zuschauen und den Tag genießen.
Der Weg wand sich unaufhaltsam ins Tal. Zunächst ging es über steile lehmige Bergpfade, später über ausgebaute Forstwege bis zur Talstation der Fellhornbahn. Hier holten wir uns für 24 Euro Bergbahntickets und ließen uns gemütlich mit der Bahn bis zur Bergstation tragen. Oben angekommen hieß es erst einmal Mittagspause. Auf der Sonnenterrasse der Bergstation gab es zu Weizen und Bockwurst wieder Entspannung. An dieser Stelle der Tagestour schieden sich die Geister ein wenig. Während ich am liebsten direkt nach Riezlern gelaufen oder mit der Bergbahn gefahren wäre, wollten die Kollegen über dem Söllereck ins Tal absteigen.
Selbstverständlich beugte ich mich der Mehrheitsentscheidung und ging mit meinen Kollegen den längeren Weg um das Söllereck. Zunächst ging es immer ein paar Meter hoch und wieder herunter. Später dann über felsige Wege und Treppen dem Berg hinab. Nach 1,5 Stunden waren die Beine schwer vom Treppenlaufen, dem Gewicht des Rucksackes und der Gewissheit, dass es noch sicher ein wenig dauern wird. Es war gegen 15 Uhr, als wir die Bergstation des Söllerecks erreichten und schon überlegten, den Bus ins Tal zunehmen. Aber nichts destotrotz zogen wir die Tour durch und machten uns auf dem anfangs geteerten Forstweg in Richtung der Landesgrenze zur Republik Österreich.
Bis zur Schrattenwangalp waren es gerade einmal 800 Meter, ab hier ging es nun gemächlich in Richtung Riezlern. Der Forstweg führte uns ziemlich genau auf einer Höhe in Richtung Riezlern. Wir querten Kuhweiden und Bauernhöfe bis wir in der Ferne die ersten Häuser von Riezlern sehen konnten. An der Mittelalpe gönnten wir uns noch einmal eine Spezi, bevor es über steile Wege hinab ins Riezlertal ging. Nach etwa 2,5 Stunden erreichten wir erschöpft den Ortskern von Riezlern. Dies war gerade noch passend, denn der letzte Bus in Richtung Auenhütte, wo unsere Autos standen, fuhr in 10 Minuten um 17:45 Uhr.
Während Marc sich um die Zimmer im Hotel und einen Tisch zu Abend kümmerte, fuhren Frank und ich zu unseren Autos. Wir waren echt fertig an diesem Tag und heilfroh, es geschafft zu haben. Während der Busfahrt warf ich einen Blick auf mein Navigationssystem, das mir den Tagestripp mit 27 Kilometern angab. Mit den Autos ging es dann zurück nach Riezlern. Nach einer heißen Dusche und ein paar Weizen ging es abends ins Dorf, wo wir bei Steak und weitern Weizen den Tour-Abschluss feierten.
Bis zum nächsten mal.